Die BMW-Modellnummern einfach erklärt – Warum heißt ein BMW 1er, 3er oder 5er?

Darf es auf einem Marketing-Blog auch um Autos gehen? Selbstverständlich, dabei soll es aber nicht um die schicken, in der Sonne glänzenden Autos der vermeintlich hoch-wichtigen Marketing-Manager gehen. Sondern viel mehr um ein Unternehmen, das anhand seiner Modellpolitk beweist, dass es markt-orientiertes Marketing verstanden hat.

BMW-Produktpolitik erklärt

Der neue BMW M3? Falsch, gemäß der Produktpolitik BMWs, muss dieses Modell in Zukunft M4 heißen. Warum, erfahren Sie in diesem ausführlichen Artikel.

Wer markt-orientiert denkt, baut Produkte, die Kunde wirklich will. Ein wichtiges Merkmal, wie man ein markt-orientiertes Unternehmen erkennt, ist dass dessen Produktpolitik Sinn macht. Dazu haben wir einen Auto-Hersteller gewählt. Denn Autohersteller treten in der Regel unter einer einzigen Marke auf (kleine Ausnahmen wie Motorsport-Divisonen bestätigen die Regel) und haben ein weit gefächertes Produktspektrum.  So auch bei BMW.

Das allerletzte BMW M3 Coupe

Wie auch beim iPhone, ist ein BMW-Automobil ein emotionales Produkt, dass ein hohes Involvement bei den Nutzern hervorruft. Verständlich war der Aufruhr, als BMW ankündigte das letzte BMW M3 Coupe zu bauen. Warum sollte BMW ein so erfolgreiches Modell einstellen? Ein Modell, dass das sportlich-luxoriöse Image des ganzen Konzerns, perfekt widerspiegelt – und sich nebenbei extrem gut verkauft?

Weil BMW das Modell nicht eingestellt hat! In Zukunft wird das M3 Coupe entsprechend  der neuen Modellbezeichnungsstrategie M4 Coupe heißen. Damit diese Entscheidung nachvollziehbarer wird, muss man die Strategie erst einmal erklären.

Die gesamte Modellpolitik in einem einzigen Satz erklärt

Und weil die Modell-Politik von BMW eine ist, die Sinn macht, kann ich Sie in in wenigen kurzen Sätzen erklären:

Ungerade Modellzahlen geben die Limousinen- und Kombi-Versionen eines Modells an, die darauf folgende gerade Zahl bezeichnet die entsprechende Cabrio- und Coupe Version. Je größer die Zahl, desto größer und luxuriöser das Modell. 

Aus diesem kurzen Absatz wird sofort klar, dass das M3 Coupe in Zukunft nur noch M4 Coupe heißen kann. Doch ebenfalls ist schnell zu erkennen, dass es sehr wohl weiterhin BMW M3 Modelle geben wird. Wie alle anderen 3er-Modelle, wird der BMW M3 die Limousine des sportlichen Modells darstellen.

Anhand obiger Regel kann man die komplette Modellpolitik erklären. Weiterhin habe ich zu jedem Modell den Listenpreis des jeweils günstigsten Modells genannt. Warum? Das werde ich gleich erklären.

  • 1er, ca. 22.000€
    Der 1er BMW stellt das BMW-Modell in der “Golfklasse” dar. In dieser Größenordnung wird nicht zwischen Limousine udn Kombi-Modell unterschieden, alle Modelle sind sog. Hatchbacks.

  • 2er (Coupe zum 1er), ca. 30.000€
    Entsprechend der Modellstrategie heißen die Coupe- und Cabriomodelle des 1ers nun 2er. Ausnahme: Der neue 2er Active-Tourer passt nicht in das Namensschema. Laut BMW würde man den Active Tourer gerne anders nennen, doch alle anderen möglichen Kombinationen (mit Buchstaben) waren bereits markenrechtlich geschützt.

  • 3er, ca. 30.000€
    Die klassische Mittelkasse-Limousine, die bei BMW lange ein Bestseller ist. Mit dem F30 mittlerweile in der sechsten Generation. Auch als Kombi erhältlich.

  • 4er (Coupe zum 3er), ca. 36.000€
    Was früher das 3er Coupe war, ist heute der 4er. Ebenfalls als Cabrio erhältlich.

  • 5er, ca. 40.000€
    Die Oberklasse-Limousine des bayrischen Herstellers ist lange ein Hit. Er besticht häufig durch im 7er BMW erprobte Technik einige Finessen, zu einem Preis, der eine deutlich breitere Masse anspricht.

  • 6er, ca. 75.000€ (Coupe zum 5er)
    Das Luxus-Coupe zum 5er zeichnet sich vor allem durch einen großen Preissprung zum “Basismodell” aus. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass das 6er Coupe nicht mit den Einstiegs-Motoren des 5ers angeboten wird.

  • 7er, ca. 75.000€
    Die Luxus-Limousine von BMW deckt ein deutlich kleineres, sehr wohlhabendes Kundensegment ab, das vor allem auf den ultimativen Komfort aus ist.

  • X1, X3, X4, X5, X6 (bald X7)
    Die X-Modelle sind die SUV-Modelle (geländegängige Autos) zu den jeweiligen Basis-Modellen.

  • M3, M4, M5, M6
    Die M-Modelle spiegel die jeweiligen “Motorsport”-Versionen zu den Modellen wider. Wie bereits zuvor erläutert, muss das alte M3-Coupe daher in Zukunft M4 Coupe heißen. Denn der 4er ist das Coupe zum 3er.

Modellpolitik ist mehr als nur Namen, die Sinn machen

Da es bei der Modellpolitik natürlich nicht lediglich darum geht, dass alle Namen Sinn machen, habe ich auch die Preise mit angegeben. Bis auf kleinere Ausnahmen wird deutlich, dass eine größere Modellzahl auch ein teureres Auto darstellt. Manchmal sind die Sprünge von Limousine (ungerade Zahl) zu Coupe (gerade Zahl) besonders groß. Dies liegt daran, dass die auf Sportlichkeit getrimmten Coupes oftmals nicht mit den kleinen Motoren der Limousinen angeboten werden. Somit wird die Modellwahl des Kunden also primär durch dessen Verfügbares budget eingegrenzt.

In Verbindungen mit weiteren Faktoren ergibt sich so für jeden potentiellen Nutzer genau ein Modell, das auf seine Bedürfnisse passt. Dies möchte ich an zwei möglichen Nutzerprofilen erläutern.

Nutzer Matthias, der junge Marketing-Manager

Matthias hat gerade sein Studium abgeschlossen und seinen ersten Job als Marketing-Manager eines kleinen Unternehmens an Land gezogen. Er verdient ein ordentliches Gehalt für einen jungen Absolventen, will aber auch nicht sein gesamtes Budget für das Auto aufwenden. Mit seinem Auto möchte er vor allem sein junges Alter im Vergleich zu seinen Kollegen und seine Sportlichkeit betonen. Er hat noch keine Famile und auch sonst nicht viel zu transportieren.

BMW 2er Coupe

Das BMW 2er Coupe deckt die Bedürfnisse und Restriktionen des Nutzers Matthias genau ab.

Daraus ergibt sich also folgendes Nutzerprofil:

  • verdient gut, möchte aber nur wenig Budget ausgeben: Konzentration auf die Modelle 1er bis 3er

  • hat nie viel zu transportieren: Keine Notwendigkeit für ein ungeradzahliges Modell

  • er will seine Sportlichkeit zum Audruck bringen: Kein X-Modell, bevorzugt ein geradzahliges (Coupe-Modell).

Daraus ergibt sich, dass Matthias wahrscheinlich zu einem 2er Coupe greifen wird.

Nutzer Wolfgang, der Elektro-Meister

Wolfgang ist Elektro-Meister, ca 10 Jahre vor dem Rentenalter. Er führt einen kleinen Betrieb. Wolfgang hat sein Leben lang viel Zeit und Energie in sein Business gesteckt und war damit größtenteils sehr erfolgreich. Geld spielt daher eher eine untergeordnete Rolle. Dennoch will er nichts verschwenden. Gerade als Elektriker weiß er die Effizienz von Maschinen zu schätzen. Heute ist ihm vor allem wichtige, dass den Komfort genießen kann, denn er sich lange verdient hat. Er versucht sich langsam aus seinem Geschäft zurückzuziehen, aber muss natürlich oft noch auf Baustellen vorbeischauen. Dazu muss er auch mal mehrere Werkzeugkoffer transportieren. Außerdem sollte sein Auto in der Lage sein, seine 5-köpfige Familie sicher und komfortabel mit Gepäck in den Urlaub zu bringen.

BMW 5er Touring

Wolfgang wählt den 5er BMW, weil er Platz, Komfort und Effizienz besonders wertschätzt.

So sieht Wolfgangs Entscheidung aus:

  • Sein Vermögen eröffnet ihm die gesamte Produktpalette

  • Für ihn ist das Auto ein Nutzfahrzeug, kein Statussymobl, er bevorzugt daher ein ungerades Modell

  • Da ihm Komfort sehr wichtig ist, fallen die Modelle 1er und 3er weg, er entscheidet sich eher für die komfortableren Modelle 5er oder 7er

  • Da er ab und zu auch noch viele Werkzeugkoffer transportieren muss, bevorzugt er einen Kombi, dadurch steht im nur noch der 5er zur Verfügung

  • Alle seine bisherigen Bedürfnisse könnten ebenfalls vom X5 abgedeckt werden. Da er aber weder Allrad, noch Geländetauglichkeit benötigt, sieht er das schwerere und ineffezientere Modell eher als Verschwendung an.

Somit entscheidet sich Wolfgang also für einen 5er-Touring, der alle seine Bedürfnisse abdeckt, ohne dabei verschwenderisch zu sein.

Fazit: BMW versteht den Markt

Zusammenfassend können wir festhalten, BMW versteht den Markt, die Produktpolitik macht für verschiedene Einkommensklassen und für verschiedene Bedürfnisse Sinn. Das ist neben vielen weitern ein Indiz dafür, dass BMW ein Marktorientiertes Unternehmen ist. Und das ist mit ein Grund dafür, warum BMW in den letzten Jahren so besonders erfoglreich war.

Ebenfalls interessant ist die Produktpolitik eines weiteren markt-orientierten Unternehmens. Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum Apple das iPhone 5C entwickelt hat?

Bildquellenangaben:
BMW M4 Coupe: ©BMW Group (Pressefoto)
BMW M235i: ©BMW Group (Pressefoto)
BMW 5er Touring: ©BMW Group (Pressefoto)

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